Heimat der Schachblume – das Naturschutzgebiet Sinngrund
Lkr. Main-Spessart, 382 ha
Zwischen Zeitlofs und Gemünden schlängelt sich die Sinn durch eine Wiesenlandschaft. Diese erhielt ihr heutiges Gesicht durch eine kleinbäuerliche, traditionelle Bewirtschaftung. Die Rodung des ursprünglichen Auwaldes und die Mahd der entstandenen Wiesen, sowie deren künstliche Bewässerung und regelmäßige Hochwasser schufen einen einzigartigen Lebensraum für Spezialisten aus der Tier- und Pflanzenwelt. Sie sind auf eine schonende Bewirtschaftung des Tales angewiesen. Um diese Vielfalt auch für die Zukunft zu sichern, wurde der Sinngrund in Bayern 1999 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Die heutigen Auewiesen des Sinntals entwickelten sich durch die so genannte „Wässerwiesen-Nutzung“. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert legten die Menschen künstlich bewässerte Wiesenflächen an, um die Erträge auf den nährstoffarmen Böden der Bach- und Flusstäler zu steigern.
Mit der Modernisierung der Landwirtschaft ab Mitte des 20. Jahrhunderts gab man diese aufwändige Bewirtschaftung auf – in Folge wurden viele der Be- und Entwässerungsgräben verfüllt oder verlandeten mit der Zeit. Spuren der ehemaligen Grabensysteme kann man aber noch heute in der Landschaft erkennen. Die feuchten, immer wieder von Hochwasser überfluteten Wiesenflächen bieten optimale Lebensbedingungen für die Schachblume. Deren Blüte lockt im Frühjahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher in den Sinngrund. Aber auch das Breitblättrige Knabenkraut, Wiesenknopf-Ameisenbläulinge oder die bayernweit vom Aussterben bedrohte Witwenblumen-Sandbiene sind hier zu finden. Auch Biber, Wasseramsel und Eisvogel fühlen sich an der Sinn und ihren Nebengewässern wohl. Im Sinngrund befindet sich zudem der einzig bekannte Wuchsort des Haarstrang-Wasserfenchels in Bayern.
Funktionsweise von Rückenwiesen
Vom Hauptgewässer aus leitete man Wasser über ein Grabensystem auf den First eines etwa fünf bis zehn Meter breiten und rund 50 cm hoch aufgeworfenen Wiesenrückens. Über die geneigten Seitenflächen dieses Rückens rieselte das Wasser nach unten, wurde in Entwässerungsrinnen aufgefangen und dem Hauptgewässer wieder zugeführt. Die Flächen wurden nach einem ausgeklügelten Zeitplan bewässert, den die Besitzerinnen und Besitzer peinlich genau befolgten.
Durch diese Technik wurden die Rückenwiesen oder Wässerwiesen nicht nur bewässert. Das Wasser brachte auch Nährstoffe mit und düngte so die Flächen. Auch konnte im Frühjahr der Boden schneller aufgetaut werden, die Wachstumszeit für die Wiesenpflanzen verlängerte sich damit. Mit dem Wasser wurden zudem unliebsame Wiesenbewohner wie Wühlmäuse oder Maulwürfe bekämpft.
Die Wässer- bzw. Rückenwiesen wurden meist zwei bis dreimal von Hand gemäht. Das so gewonnene Heu diente als Winterfutter für das Vieh, bei schlechterer Qualität auch als Einstreu für den Stall.