Geschichte des Naturpark Spessart

Der Spessart ist der älteste Naturpark in Bayern und einer der größten in Deutschland. Das großflächige Schutzgebiet wurde Anfang der 1960er ausgewiesen und kurz darauf ein Trägerverein gegründet.
Seine Aufgabe damals wie heute: Schutz und behutsame Entwicklung dieser einmaligen, von Laubmischwald geprägten Landschaft zwischen Main, Kinzig und Sinn.

Die Geschichte des Naturparks begann mit Ferien- und Wochenendhäusern, die in den 1950ern vielerorts im Spessart ohne Baugenehmigung errichtet wurden. Um diese Schwarzbauten zu verhindern, erließ die Regierung von Unterfranken 1956 eine Verordnung zum Schutz der Landschaft.
Drei Jahre später wurden weite Teile des Spessarts als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Im Jahre 1960 erhielt die Region den Status eines Naturparks - als erste in Bayern gehörte sie zu einem Vorreiter in Deutschland.

Grundlage für die zukünftige Naturparkarbeit war ein Entwicklungsplan, der Möglichkeiten für Pflege und Erhalt der Spessartlandschaft aufzeigte. Die Umsetzung dieses Plans sollte ein neuer Trägerverein – der Naturpark Spessart e.V. – übernehmen. Er wurde Ende 1963 von den damals sieben Landkreisen, den zugehörigen Kommunen und dem Wanderverein Spessartbund in Aschaffenburg gegründet.
Von Anfang an zierte der Specht als typischer Bewohner der Spessartwälder das Vereinslogo.

Mit dem Wandel von Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Wirtschaft und Verkehr haben sich auch die Aufgaben, Strukturen und Arbeitsweisen des Naturpark-Vereins verändert.

In den 1960ern und 1970ern stand die Schaffung und Unterhaltung von Erholungseinrichtungen im Vordergrund. Der Spessart wurde regelrecht mit Parkplätzen, Freizeitanlagen, Schutzhütten und Bänken „möbliert“. Die große Zahl an Einrichtungen brachte aber auch Probleme mit sich. Vandalismus, Vermüllung und steigende Unterhaltungskosten führten dazu, dass das Angebot an Freizeitanlagen in den 1980ern wieder reduziert wurde.

Gleichzeitig rückte der Naturschutz stärker in den Fokus. Neue Naturschutzgebiete sollten sensible Biotope vor den Besuchermassen schützen, z.B. im Sinntal und im Hafenlohrtal. In den Landkreisen entstanden zudem die ersten Landschaftspflegeverbände.

Auch die Umweltbildung gewann in den 1980ern und 1990ern an Bedeutung. Neue Lehrpfade, interaktive Erlebniswege sowie Besucherzentren vermittelten Natur- und Umweltthemen. 1998 wurden die ersten Naturparkführer:innen zertifiziert. Sie bringen noch heute Besuchenden und Einheimischen die Vielfalt und Schönheit des Spessarts näher.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich der Naturpark zudem verstärkt mit Fragen einer nachhaltigen Regionalentwicklung, z.B. im Rahmen der Weidefleischvermarktung von Grünland Spessart. Der länderübergreifenden Zusammenarbeit kommt hierbei eine immer wichtigere Rolle zu.

60 Jahre nach Gründung des Naturpark Spessart sind die mit der Betreuung des Schutzgebiets verbundenen Aufgaben vielfältig und komplex wie nie zuvor. Auch die zukünftigen Jahre werden sicherlich neue Herausforderungen wie z.B. den Umgang mit dem Klimawandel mit sich bringen.

  • 29.02.1960: Nach fünfjährigen Verhandlungen wird der Spessart der erste Naturpark in Bayern.
  • 01.03.1961: Aufstellung eines Gesamtentwicklungsplans für den neuen Naturpark unter Federführung von Konrad Bildstein.
  • 31.10.1963: Gründungsversammlung des Vereins „Naturpark Spessart“, erster Vorsitzender wird Dr. Heinrich Degen, Landrat von Alzenau. Die ehrenamtliche Geschäftsführung übernimmt Georg Keimel.
  • 1963 lautet die Devise „Steig aus und wandere“ – der Spessart bietet dazu 125 Parkplätze und ca. 2000 km Wanderwege.
  • 1970er: Der Tourismus boomt: Pensionen und Hotels bauen ihre Kapazitäten aus. Wandern ist „in“ und die „Trimm-Dich“-Welle beginnt. Gleichzeitig erreicht der Rückzug der Landwirtschaft einen Höhepunkt.
  • 1971 initiiert der Naturpark die Aktion „Sauberer Landkreis“. Kommunen und Landkreise werden aufgefordert, eine wöchentliche Abfuhr für Hausmüll und offizielle Müllabladeplätze einzurichten.
  • Christoph Frucht wird 1971 im Auftrag der Staatsforstverwaltung erster forstlicher Naturparkberater Bayerns. Er übernimmt 1981 die ehrenamtliche Geschäftsführung des Naturparkvereins.
  • 1976: Der geplante Trinkwasserspeicher im Hafenlohrtal erhitzt die Gemüter. Erst nach jahrzehntelangem Widerstand wird das Bauvorhaben aus dem Regionalplan gestrichen.
  • 1979 bietet der Naturpark 5.600 km Wanderwege, 2.000 Sitzgruppen mit Papierkörben, 50 Grillplätze, 120 Schutzhütten, 23 Lehrpfade, drei Ski-Lifte, 13 Wassertretanlagen, 30 Trimm-Dich-Pfade und 342 Parkplätze!
  • 1980er: Es werden neue Naturschutzgebiete ausgewiesen, um sensible Biotope zu schützen, z.B. das Untere Schondratal.
  • 1987 werden Biber von der Elbe im hessischen Spessart ausgesetzt. Heute umfasst der Bestand ca. 250 Tiere.
  • 1995 eröffnet der Naturpark sein erstes Info-Zentrum im Gewölbekeller der Kellereischeune in Lohr.
  • 1996: Der Naturparkverein erhöht erstmals die jährliche Mitgliedsumlage für seine Landkreise und Kommunen von 3 auf 6 Pfennige pro Einwohner:in.
  • 1998: Herausgabe des ersten Jahresprogramms mit den neuen Naturparkführer:innen.
  • 2001: Der Naturparkverein stellt hauptamtliches Personal ein – der Diplomingenieur Marko Drüg wird stellvertretender Geschäftsführer.
  • 2005: Eröffnung der Geschäftsstelle in Gemünden, Beginn der 6-jährigen Überarbeitung des Wanderwegesystems gemeinsam mit dem Spessartbund. Zudem Start des „Biotopverbundprojekts Spessart“ in Kooperation mit dem hessischen Naturpark Spessart.
  • 2006: Die Grundschule Partenstein wird die erste offizielle Naturparkschule in Deutschland.
  • 2006: Eröffnung des neuen Besucherzentrums in Gemünden, erstes gemeinsames Jahresprogramm mit dem Naturpark hessischer Spessart.
  • 2007: Start des Grünlandprojekts und der „Auenrenaturierung Hafenlohrtal“. Der Spessart wird als „Qualitätsnaturpark“ ausgezeichnet.
  • 2009: Die ersten fünf Wasserbüffel grasen im Hafenlohrtal.
  • 2011: Einrichtung der Gebietsbetreuung für Grünland im Spessart mit zwei Teilzeitstellen (Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds).
  • 2011: Gründung der Vermarktungsinitiative „Grünland Spessart“ für regionales Weidefleisch.
  • 2012: Eröffnung des Wassererlebnishauses in Rieneck.
  • 2014: Der Naturpark Spessart initiiert die Lokale Aktionsgruppe „Spessart“ und bewirbt sich für das EU-Förderprogramm LEADER.
  • 2016: Die Ankündigung der Staatsregierung, einen dritten Nationalpark ausweisen zu wollen, führt im Spessart zu heftigen Diskussionen und Protesten.
  • 2018: Gründungsversammlung des Vereins "Naturparkverband Bayern" als Zusammenschluss der 19 bayerischen Naturparke.
  • Im Oktober 2018 wird der erste hauptamtliche Naturpark-Ranger im Spessart eingestellt. Ihm folgen im Frühjahr 2019 drei weitere. Der Naturpark verfügt insgesamt über drei Vollzeitstellen.
  • 2021/22: Wildkameras halten offiziell fest: Der Luchs und die Wildkatze sind zurück im Spessart.
  • 2022: Die drei Landkreise AB, MSP und MIL sowie die Stadt Aschaffenburg geben eine Machbarkeitsstudie für ein Biosphärenreservat in Auftrag.

Wanderausstellung zur Geschichte des Naturparks

Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens hat der Naturparkverein 2013 eine Wanderausstellung konzipiert. Die Schautafeln der Ausstellung könnt ihr hier ansehen:

Mit dem Spessart ist ein Gottesgeschenk in unsere Hand gegeben, das unserer ganzen Aufmerksamkeit und liebevollen Betreuung bedarf, wenn wir selbst seiner Segnung teilhaftig werden und vor der kommenden Generation durch die Weitergabe eines gut verwalteten Erbes bestehen wollen.

Regierungspräsident Dr. Heinz Günder 1962