17.07.2025

Rinderweiden: Hotspot der Artenvielfalt im Spessart

„Eine Kuh macht mehr als Muh“ - unter diesem banal klingenden Titel erkundete eine Exkursionsgruppe am vergangenen Wochenende das Naturschutzgebiet Spessartwiesen bei Wiesen. Eingeladen hatten zu dieser BayernTourNatur-Führung der Naturpark Spessart e.V. und die Volkshochschule Lohr-Gemünden. Naturpark-Gebietsbetreuer Christian Salomon und Rinderhalter Stefan Köhler erläuterten, wie sich dieses Spessarttal historisch entwickelt hat und dass es heute von herausstechendem Wert für die Biodiversität ist.

Das Aubachtal wurde wie fast alle Spessarttäler einst mühevoll zur Wässerwiese umgestaltet. Bis in die 70er-Jahre wurde hier Heu geerntet, bis es durch Nutzungsaufgabe zuzuwachsen drohte. Heute lässt Köhler, langjähriger Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbands und seit 2024 Abgeordneter im Europäischen Parlament hier im Sommer rund 70 Rinder weiden. 

Christian Salomon erläutert die Artenvielfalt auf der Rinderweide (Foto: Andreas Gries)

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Das Ergebnis kann sich aus Sicht des Naturschutzes sehen lassen. Wie Christian Salomon an mehreren Stellen zeigte, ist das Tal äußert artenreich hinsichtlich der Pflanzen- und Insektenwelt. Auf wenigen Quadratmetern Wiese pflückte er schnell einen Strauß mit rund 20 Pflanzenarten zusammen. Gegenüber einer Mähwiese habe eine solche Weidefläche den Vorteil, dass der Aufwuchs nie schlagartig beseitigt würde. Insekten finden hier den ganzen Sommer über Nahrung. Im Winter können ihre Eier oder Larven an Blättern oder Pflanzenstängeln überwintern. Der Dung von Köhlers Rinderherde produziert zudem rund 15 kg Insekten pro Tag. Durch ihren Vertritt schaffen sie weiterhin Rohboden für Wildbienen und konkurrenzschwache Pflanzenarten. Es sei logisch, dass diese Weiden so insektenreich seien, sagt der Gebietsbetreuer: „Schließlich sind Insekten durch die Evolution seit Jahrmillionen an große Pflanzenfresser angepasst.“

Dass aus Weiderind letztlich auch schmackhafte Wurst mit einer vergleichsweise günstigen Klimabilanz hergestellt werden kann, durften die Teilnehmer bei einer abschließenden Verkostung erfahren. Beim Weide-Picknick mit Blick übers Aubachtal wurde aber auch die Weidepflege thematisiert. Ganz ohne geht es leider nicht, stellt Stefan Köhler klar. Regelmäßig müssten ein paar Brombeerbüsche und Junggehölze beseitigt werden, damit das Tal so offen bleibt. Unterstützung erhält er dabei von den Naturschutzbehörden und dem Landschaftspflegeverband. Landwirtschaft und Naturschutz wirken hier positiv zusammen. 

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