26.10.2023

Naturpark trauert um langjährigen Geschäftsführer

Der Naturparkverein trauert um Christoph Frucht. Der langjährige ehrenamtliche Geschäftsführer und Naturparkführer verstarb kürzlich im Alter von 85 Jahren. Der Forstmann hat mehr als 40 Jahre den Naturparkverein aktiv und engagiert mitgeprägt. 

Nach seinem Studium der Forstwissenschaften war Christoph Frucht seit den 1960ern in verschiedenen Forstämtern im Spessart tätig, zuletzt als Leiter im damaligen Forstamt Mittelsinn. Den ersten Kontakt zum Naturpark hatte Frucht bereits 1966. Damals sollte der junge Forstreferendar einen Waldlehrpfad für das Naturschutzgebiet Rohrberg konzipieren und stellte seine Ideen dem damaligen Geschäftsführer Josef Keimel vor. Das Lehrpfadkonzept von Frucht wurde zwar so nicht umgesetzt, jedoch intensivierten beide Seiten die Zusammenarbeit und 1971 wurde Christoph Frucht im Auftrag der Staatsforstverwaltung der erster forstliche Naturparkberater Bayerns.

Mit Fruchts Unterstützung entstanden in den 1970ern zahlreiche Freizeit und Erholungsangebote im Naturpark, darunter Trimm-Dich-Pfade, Wanderwege, Sitzgarnituren, Grill- und Jugendzeltplätze, Schutzhütten und Wanderparkplätze (gemäß dem damaligen Motto: „Steig aus und wandere!“). So manches Schild und so manche Wandertafel hat Frucht dabei selbst erstellt – damals noch von Hand gemalt und in Holz geschnitzt.

1981 übernahm Christoph Frucht die ehrenamtliche Geschäftsführung des Vereins von Joseph Heicherle. Die 80er Jahre brachten viele neue Aufgaben und Herausforderungen für den Naturpark mit sich. So musste sich Frucht beispielsweise mit Vandalismus und Vermüllung herumschlagen, den ersten Naturpark-Einrichtungsplan aufstellen und Strategien gegen das Zuwachsen der Wiesentäler im Spessart finden. Gleichzeitig wurden unter seiner Regie jedes Jahr zahlreiche Förderprojekte abgewickelt, um die Erholungsnutzung im Spessart zu fördern und den noch jungen Naturschutz zu stärken. Ganz „nebenbei“ leitete Frucht noch das Forstamt Mittelsinn, war für die Rotwildhegegemeinschaft Rhön West aktiv und engagierte sich im Jagdgebrauchshundverband.

Trotz seines umfassenden Engagements fand der Forstmann 1997 und 1998 noch Zeit für den ersten Ausbildungskurs zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer. Nach erfolgreichem Abschluss bot Frucht nicht nur forstliche und historische Führungen an, er band auch die frisch ausgebildeten „Botschafter“ des Spessarts als Naturparkführer in den Verein ein. 

2001 erhielt der ehrenamtlich tätige Frucht endlich hauptamtliche Unterstützung in der Vereinsarbeit: der Naturpark stellte einen stellvertretenden Geschäftsführer ein, zunächst mit einer halben Stelle. 2009 schließlich gab Christoph Frucht sein Amt an den aktuellen Geschäftsführer Oliver Kaiser ab und ging nach 28 Jahren Geschäftsführung beim Naturpark in den wohlverdienten Ruhestand. Doch auch danach war Frucht für den Verein als Berater und Naturparkführer aktiv. Erst in den letzten Jahren hat sich Christoph Frucht gesundheitlich bedingt aus seinen Aktivitäten zurückgezogen.

Mit seinem langjährigen Engagement hat sich Christoph Frucht in besonderem Maße für den Spessart verdient gemacht. Mit ihm verliert der Naturparkverein einen Vorkämpfer und Macher, der den Naturpark mit sehr viel Herzblut, Humor und persönlichem Einsatz mitgestaltet hat. 

Dies zeigt auch die folgende Anekdote, die Christoph uns vor einigen Jahren erzählt hat:

„1972 haben wir in der Gemeinde Hain eine Freizeitanlage errichtet und den ehemaligen Triftweiher in Stand gesetzt. Vor Befüllung des Weihers stellten wir darin ein großes Schild auf, das Angeln, Baden und das Betreten der Ufer verbot. Im Februar 1973 kündigte Staatsminister Eisenmann seinen Besuch an. Wir befürchteten, dass das Verbotsschild einen schlechten Eindruck beim Minister hinterlassen würde und wollten es entfernen.
Das Schild stand aber inzwischen mitten im Wasser, da kam keiner hin und es war zu kalt, um hin zu schwimmen. Kurzerhand habe ich mit meinem Gewehr das Schild weggeschossen. Der Staatsminister kam dann aber doch erst im Sommer, um die Anlage einzuweihen!“

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