30.03.2023

Jahreshauptversammlung des Naturpark Spessart e.V. am 23.3.2023 in Sailauf

In diesem Jahr tat sich der Naturparkverein mit dem Tourismusverband Spessart Mainland zusammen: beide  luden zur Jahresversammlung in das Sailaufer Bürgerzentrum ein; fast schon eine kleine Konferenz. Eine besondere Rolle spielte ein geheimnisvolles Kopfkissen.

Ein Kopfkissen zweckentfremdet: Gebietsbetreuer für Grünland Christian Salomon übergibt spessart-typisches Saatgut an Thomas Zöller (Foto: Jennifer Weidle)

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Neben Wandern und Umweltbildung ging es um Streuobst, Orchideen und mehr. Gut 60 Mitglieder, darunter Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Naturparkführerinnen und -führer und weitere Mitglieder und Kooperationspartner waren der Einladung gefolgt.

Ein Thema war der Erhalt der heimischen Streuobstwiesen. 130 Bäume wurden laut zweitem Geschäftsführer Julian Bruhn gepflanzt. Beliebt seien Aktionstage gewesen, bei denen die Bevölkerung sich gemeinsam mit dem Naturpark-Team engagiert hat.

Bruhn bemängelte die Streuobstpauschale, die pro Baum für Pflanzung oder Pflege ausgezahlt wird. „Bei der Pflege ist sie mit 60 Euro für einen mittelgroßen Baum zu niedrig. Wir bräuchten 100 Euro.“ Wenn die Pauschale so bleibe, werde es schwer, Dienstleistende zu finden, die für diesen Preis Bäume fachgerecht schneiden und das Schnittgut entsorgen. Außerdem müsse man weiter Menschen motivieren, das Obst zu ernten und zu verarbeiten. Der Lionsclub Marktheidenfeld-Laurentius sei in 2022 mit gutem Beispiel vorangegangen; der gemeinsam mit dem Naturpark geerntete Saft wurde an Kindergärten gespendet.

Des Weiteren wurden in 2022  rund 121.000 Euro in die Bekämpfung des für Weidetiere giftigen Wasserkreuzkrautes investiert; 90% davon gefördert durch Mittel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Den Bereich der kooperativen Landwirtschaft, bei dem Naturschutz und Landnutzung Hand in Hand gehen, stellten die beiden Gebietsbetreuer für Grünland Christian Salomon und Torsten Ruf vor.

Salomon lüftete während seines Vortrags das Geheimnis um das mysteriöse Kopfkissen. Einige Gäste hatten vermutet, dass sich jemand damit auf eine lange Sitzung einstellte. Doch in ihm befand sich geerntetes Saatgut typischer Spessartwiesen, das mit dem Samenerntegerät eBeetle gesammelt wurde. Der Gebietsbetreuer übergab das Kopfkissen an den zweiten Vorsitzenden und Bürgermeister von Mönchberg Thomas Zöller, der das Saatgut in seiner Gemeinde  ausbringen wird.

Zweiter Vorsitzender des Naturparks Thomas Zöller (links) honorierte über 1000 Stunden Ehrenamt von Markus Latt in zwei Jahren (Foto: Jennifer Weidle)

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Ruf stockt heuer seine Wochenstunden von zehn auf 30 Stunden auf. Dies zeigt, wie gefragt die Beratung durch die Experten des Naturpark Spessart ist. Er wird dieses Jahr ein Monitoring zum Schutz stark bedrohter Arten im Bereich Insekten und Amphibien begleiten. „Wir dürfen uns hier nicht verschlechtern, um EU Vertragsverletzung vorzubeugen“, so Ruf. Er wird bei den Kartierungen Unterstützung durch Ehrenamtliche erhalten. Die Daten dienen als Basis für Maßnahmen, die jährlich angepasst werden.

Geschäftsführer Oliver Kaiser präsentierte Bildungsaktivitäten des Naturpark-Ranger-Teams an den Naturpark-Schulen und hob das Engagement der mehr als 70 ehrenamtlichen Naturparkführerinnen und -führer hervor. „Sie erreichen mit ihrem Programm Tausende.“ Das sei nicht selbstverständlich. „Wir werden von vielen anderen Naturparken darum beneidet.“ Kaiser bedankte sich bei der Sparkasse Mainfranken-Würzburg. Sie hatte die neue Dienstkleidung für die Ehrenamtlichen gesponsert.

Der Naturparkverein hob zudem den Einsatz des Ehrenamtlichen Markus Latt hervor. Dieser war in den letzten zwei Jahren über 1000 Stunden für den Naturpark tätig. Dafür gab es Applaus und einen Präsentkorb mit Salamäh – der neuen Schafsalami der Vermarktungsinitiative Grünland Spessart. Latt wurde außerdem einstimmig zum neuen Schriftführer gewählt.

Oliver Kaiser stellte Aktivitäten im Bereich Regionalentwicklung vor. Bis Ende des Jahres wird in einer Vorstudie geklärt, inwieweit ein schwimmendes Naturpark-Infozentrum auf einem Mainschiff realisiert werden kann. Auch beim Thema Biosphärenreservat Spessart ist der Naturparkverein aktiv und berät die Landkreise,  die Stadt Aschaffenburg und die beauftragten Planungsbüros. Letztere legten kürzlich eine erste Einschätzung der formalen Machbarkeit vor.

Laut Kaiser ist die Ausweisung und Sicherung der Kernzonen ein Knackpunkt. Zudem sei das Thema alte Laubwälder allein nicht ausreichend. Hier müssen auch die angrenzenden urbanen Gebiete mitgedacht werden. „Nur mit alten Bäumen allein können wir die UNESCO nicht beeindrucken“, so Kaiser.  Er erhofft sich unter anderem Impulse von den kürzlich gestarteten Arbeitsgruppen und einer Beteiligung Jugendlicher. Ein erster Online-Workshop für diese Zielgruppe findet am 12. April 2023 statt.

Vor der Veranstaltung des Naturparkvereins hatte der Tourismusverband Spessart-Mainland seine Hauptversammlung abgehalten. Die Organisierenden erhoffen sich, dass die Teilnehmenden so Zeit und CO2 einsparen konnte, da nur eine Anreise für beide Termine nötig war.

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