Streuobst-Rettung: Aktionen des Naturpark Spessart in diesem Winter
Der Rettung unserer Streuobstwiesen gilt die besondere Aufmerksamkeit von Julian Bruhn, dem zweiten Geschäftsführer des Naturpark Spessart e.V. Er zieht ein Resümee zur Pflanz- und Pflegesaison 2022/23.
„Der Erhalt unserer Streuobstwiesen ist wichtig für die heimische Natur und eine immens große Aufgabe“, so Bruhn. Damit Flächen erhalten bleiben, pflanzt der Naturpark Spessart immer wieder mit Unterstützung von Freiwilligen, sowie Sponsor- und Spendengeldern neue Obstbäume – vorrangig alte und regionale Sorten.
In Hessenthal bei Mespelbrunn im Landkreis Aschaffenburg pflanzte der Naturpark zusammen mit der Bergwacht Hösbach 48 Obstbäume. Am 11.3. fand ein Pflanzaktionstag an mehreren Standorten statt: In Hafenlohr, Rieneck, Rothenfels und Wiesthal wurden 67 Obstbäume gepflanzt. Unterstützt hatten dort Familien, Freiwillige des Technischen Hilfswerks, Bürgermeister:innen und der Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab.
„Sind die Bäume angewachsen“, so Bruhn, „kommt die Herausforderung, denn die Pflege ist der eigentlich aufwendige Teil.“ Man dürfe Obstbäume nicht sich selbst überlassen, denn eine Streuobstwiese sei kein Wald. Ohne fachgerechten Schnitt wird die Krone zu instabil, Äste brechen, die Wunden bieten Krankheiten und Pilzen ein Einfallstor: oft das Todesurteil für einen Baum.
Der Naturparkverein kümmert sich daher auch um den Erziehungsschnitt von Jungbäumen und versucht, ältere Exemplare möglichst lange zu erhalten.
Am Margarethenhof bei Neustadt wurden über 60 Jungbäume der Fürstlich von Löwenstein’schen Forstverwaltung professionell geschnitten; unterstützt hatten hierbei die Auszubildenden des Forstbetriebs. Auch in Mönchberg und Erlenbach half ein Erhaltungsschnitt, über 130 Altbäumen zu erhalten. Die Raiffeisen Stiftung für Main-Spessart sponsorte den Schnitt von 50 Altbäumen in der Region.
Der Naturparkler bedauert, dass nur wenige Menschen wissen, welchen Schatz unsere Streuobstwiesen beherbergen. Nicht nur der oft zitierte Wald, sondern auch der Lebensraum mit den bunt gemischten Obstbäumen biete eine beachtliche Artenvielfalt. Die UNESCO honorierte dies und erkannte die extensive Bewirtschaftung der Streuobstwiesen im Jahr 2021 als immaterielles Kulturerbe an. Bruhn: „Das wurde lange unterschätzt.“ Kartierungen in der Region zeigten, dass selbst Urwald-Relikt-Arten — Käfer, die eigentlich in heimischen Urwäldern leben — auf Streuobstwiesen zu finden sind.